"PUPO"
TOLLHAUS Koproduktion
Vorverkauf: : 29,60 / 25,20
Abendkasse: 31,00 / 27,00
Mitglieder: 24,50 / 20,50
großer Saal - bestuhlt, nummerierte Sitzplätze
„Pupo“ bezeichnet im Italienischen gleichzeitig das Kind und die Puppe: Sofia Nappis neues Stück ist von Pinocchio inspiriert, der hölzernen Puppe, die so gerne ein echter Junge wäre. Im Zentrum steht die Metamorphose der Marionette: Wie geschieht diese langsame Verwandlung von einem Zustand in den anderen? Wie wird das naive Kind erwachsen und lässt sich nicht mehr von anderen manipulieren? Carlo Collodis weltberühmtes Kinderbuch inspirierte die junge italienische Choreografin zu einer modernen Coming-of-Age-Geschichte, durch die in Assoziationen auch die märchenhaften Figuren wie Fuchs und Kater, die sprechende Grille oder die blaue Fee geistern.
Sofia Nappis Tanzsprache verbindet das wilde, lockere Fließen des israelischen Tanzes, wie man es aus Ohad Naharins Gaga-Sprache und von Hofesh Shechter kennt, mit Elementen des Breakdance wie Locking oder Popping, wenn es um die ruckartigen Bewegungen der Marionette geht. Mit minimalen Gesten und aufblitzenden Leitmotiven, eingebettet in die vielfach gespiegelte, unbändige Bewegungslust eines jungen Menschen, erzählt die Choreografin die Geschichte des Erwachsenwerdens: wie das unschuldige, neugierige Kind in der Welt erwacht, wie es Menschen trifft und mit ihnen spielt, seine Grenzen austestet. Wie der Jugendliche ersten Versuchungen wie der Gier begegnet, wie er leichtgläubig getäuscht wird, sich mit sich selbst auseinandersetzt und schließlich die Güte kennenlernt, die Kraft des Vergebens. Nach all den Prüfungen und Lektionen verdient ein herangewachsener Pinocchio das Recht, ein echter Junge zu werden, durch Leitfiguren hat er Menschlichkeit erfahren und durch eigene Erkenntnis zu sich selbst gefunden.
Die stark rhythmische Musikcollage, zu der Pinocchio tanzt, reicht vom folkloristischen Ton einer Gitarre bis zu getragenen, mystischen Klängen, am Ende schwingt zu einem zarten Chopin-Nocturne die Melancholie der Erinnerung mit. Nappi erzählt nicht pantomimisch, sondern integriert minimalistische Bilder in ihren Tanz – das verrückte Zucken einer Marionette oder das Strippenziehen und Manipulieren, das blitzartige Wachsen einer langen Nase, verführerische Tangoschritte oder Tierbewegungen. Weiße Gesichtsmasken, die geheimnisvoll auf den Gesichtern auftauchen und wieder verschwinden, spielen auf die Stereotypen und die Gesellschaftskritik der alten italienischen Commedia dell’arte an. Eine starke, atmosphärische Lichtregie setzt den zentralen Helden und all die Einflüsse auf ihn in Szene.
„Pupo“ entstand für Erwachsene, wird aber Menschen jeden Alters zu schauen und zu denken geben. Die Choreografin versteht die Erzählung von der verwandelten Holzpuppe als den lebenslangen Versuch, die beste Version von sich selbst zu werden. Nie sollen wir dabei das Kind in uns selbst vergessen, die impulsive, verspielte Holzpuppe, die wir einmal waren, die ausgelassene und unbändige Lust der Kinder, zu tanzen. „Das Holz, aus dem Pinocchio geschnitten ist, ist die Humanitas, das Menschsein“ – so sagte der italienische Philosoph Benedetto Croce über die ikonische Figur der kleinen Holzpuppe, die so gerne ein Junge sein möchte.
PUPO entstand in Zusammenarbeit von Burghof Lörrach (D), Danse Danse Montréal (CA), ecotopia dance productions (D), Escher Theater (L), KOMOCO / Sofia Nappi, MART Foundation (US), ROXY Ulm (D), Sosta Palmizi (I), Tanz Köln (D), Theater Winterthur (CH) und TOLLHAUS Karlsruhe (D).
Über Sofia Nappi
Die internationale Choreographin und Tänzerin aus Italien wurde an der Ailey School in New York ausgebildet und vertiefte ihre Studien international. Besonderen Einfluss auf ihr Schaffen hatte der enge Kontakt mit der Hofesh Shechter Dance Company und ihre Beschäftigung mit der Gaga-Sprache von Ohad Naharin.
Sofia Nappi ist künstlerische Leiterin und Mitbegründerin von KOMOCO, unterstützt von der zeitgenössischen Tanzorganisation Sosta Palmizi in Turin und ihren ersten Musen Adriano Popolo Rubbio und Paolo Piancastelli. Mit ihren ersten Stücken für KOMOCO gewann Nappi auf Anhieb den Introdans Partner Award 2021 beim Rotterdam International Duet Choreography Competition 2021 sowie den Ersten Preis, den Kritikerpreis und den Produktionspreis der Tanja-Liedtke-Stiftung beim 35. Internationalen Wettbewerb für Choreographie Hannover 2021. KOMOCO gastierte in Deutschland, Österreich, den USA, Italien, den Niederlanden, Israel, Frankreich, Albanien, Spanien, den Kanarischen Inseln, Mexiko, dem Kosovo, Belgien und Ungarn sowie bei zahlreichen italienischen und internationalen Festivals und Tanzplattformen, darunter La Biennale Di Venezia, das Albania Meeting Dance Festival, das RomaEuropa Festival, MASDANZA, das COLOURS International Dance Festival in Stuttgart und das Teatro del Canal Madrid.
Darüber hinaus kollaboriert Sofia Nappi als freie Choreographin regelmäßig mit namhaften internationalen Ballett- und Tanzkompanien: Im Dezember 2021 inszenierte sie ihr Stück Holelah, ursprünglich kreiert für La Biennale Di Venezia 2019, mit dem Ballett des Nationaltheaters Mannheim. 2023 folgten die Uraufführungen Tagadà für das Staatsballett Hannover und Moving Cloud für das Scottish Dance Theater als Beitrag für den Tanzabend Celtic Connections. Eine Neukreation für die niederländische Kompanie Introdans feierte im Mai 2023 Premiere.
Gleichzeitig arbeitet Sofia Nappi auf internationaler Ebene in der Forschung und professionellen Ausbildung, zum Beispiel an der Tisch School of the Arts der New York University, am Micadanses Dance Research Center im Le Carreau du Temple in Paris, am Henny Jurriëns Studio in Amsterdam, bei Elephant in the Black Box und bei Danza180 in Madrid, am Tanzpunkt Hannover, an der D.A.F. Dance Arts Faculty in Rom, beim Balletto di Toscana oder beim Opus Ballet in Florenz, immer in enger Zusammenarbeit mit den Tänzer*innen ihrer Kompanie KOMOCO.
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